Hallo Indien! Namaste India!

Indien, Foto: Fotolia/omdim
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Bereits zwei Wochen nach seinem Berufsstart reiste Dominik Mayer das erste Mal beruflich nach Indien, nach Bangalore – die drittgrößte Stadt Indiens, die wegen der vielen Parkanlagen auch „Gartenstadt“ genannt wird. 2014 war er erneut in einem indischen Projektteam tätig.

Dominik Mayer, Foto: Accenture
Dominik Mayer, Foto: Accenture

Dominik Mayer, 28 Jahre, studierte Wirtschaftsinformatik in Heidenheim und stieg Anfang 2012 als IT-Berater bei Accenture in Düsseldorf ein. Bereits zwei Wochen später reiste er das erste Mal beruflich nach Indien und erarbeitete dort gemeinsam mit indischen Entwicklern Lösungen zur Erweiterung eines SAP-Systems für Finanzprozesse.

Das erste Mal bin ich nach Bangalore geflogen, um dort einen Teil meines Jump Starts zu absolvieren. Dabei handelt es sich um ein für Berufsanfänger entwickeltes Programm, bei dem man in wenigen Wochen die SAP- oder JAVA-Expertise vermittelt bekommt, die für den Projektalltag benötigt wird. Inzwischen arbeiten Einsteiger erst nach Abschluss dieses Programms in Indien. Ich aber war direkt nach meinem Studium Teil eines indischen Entwicklungsteams und habe gemeinsam mit indischen Entwicklern Lösungen zur Erweiterung eines SAP-Systems für Finanzprozesse bei einem deutschen Kunden erarbeitet. Meine Aufgabe in Deutschland war es, technische Designs zu schreiben und die Entwicklung zu koordinieren. In Indien war ich als Teil des dortigen Entwicklungsteams für die Umsetzung dieser technischen Designs zuständig. Mir hat die Arbeit in Indien geholfen, weil ich dort gesehen habe, welche Informationen die Kollegen für ihre Arbeit benötigen. So kann ich auch jetzt, nach meiner Rückkehr nach Deutschland, recht genau einschätzen, welche Angaben ich weitergeben muss, um möglichst alle Fragen der indischen Kollegen zu beantworten. Zudem weiß ich nun, wie wichtig es ist, sich per Mail für die tolle Arbeit zu bedanken und nicht nur im Gespräch.

Die Kollegen in Bangalore haben mich sehr interessiert, aber mit höflicher Zurückhaltung aufgenommen – die weitere Zusammenarbeit war dann sehr offen. Zum Beispiel wurde ich während meiner Zeit in Indien zu mehreren Hochzeiten eingeladen, auch wenn ich das Brautpaar nur flüchtig kannte. Auf der Straße fällt man auf und spürt das große Interesse der Passanten an dem Exoten aus Europa. Vieles in Indien ist sehr umständlich: Wer in Deutschland über die Bürokratie schimpft, der war noch nie in Indien. Ich hatte immer das Gefühl, dass in Deutschland alles reguliert wird. Das ist allerdings kein Vergleich zu indischen Behörden und Firmen. Dort gibt es keine flachen Hierarchien, und in vielen Unternehmen gibt es mehr Hierarchieebenen als in Deutschland. Deshalb waren bei Problemen mit der Bank oder mit dem Handyanbieter in Indien vor allem zwei Eigenschaften unerlässlich: Geduld und Beharrlichkeit – beides hilft natürlich auch später nach der Rückkehr.

Aus meiner Sicht ist bei einem solchen Aufenthalt vor allem wichtig, dass man sich offen für Neues zeigt und auch ein bisschen Mut mitbringt, um in eine komplett andere Welt einzutauchen. Mit der deutschen Kultur kann und sollte man Indien nicht vergleichen. Das plakativste Beispiel ist sicherlich das Essen. Wer denkt, er habe in einem indischen Restaurant in Deutschland schon einmal indisch gegessen, liegt vollkommen falsch – das Essen dort ist an den europäischen Geschmack angepasst. Ich esse sonst eher selten scharf, und ausgerechnet ich war in Hyderabad und Bangalore, den beiden Städten, die selbst innerhalb Indiens für extrem scharfes Essen bekannt sind. Zugegebenermaßen hatte ich große Anpassungsprobleme und musste sehr aufpassen, was ich bestellen kann. Sicherlich ungewöhnlich für Europäer ist zudem, dass es selbst zum Frühstück schon scharfes Essen gibt.

Während meines Aufenthalts in Indien konnte ich mir auch einen langgehegten Traum erfüllen und das Taj Mahal ansehen. Die Reise habe ich zusammen mit 13 anderen Deutschen aus verschiedenen Städten organisiert, mit denen ich mich am Flughafen Neu Delhi getroffen habe. Das Taj Mahal ist nur etwa 200 Kilometer von Neu-Delhi entfernt, aber in Indien bedeutet das eine fünfstündige Fahrt. Spätestens als ich sah, wie das besondere Licht bei Sonnenaufgang den weißen Marmor des Taj Mahals zum Leuchten bringt, wusste ich aber, wofür ich die beschwerliche Anreise auf mich genommen habe. Wir haben in unserer Freizeit noch weitere Orte in Indien besucht und Kurzurlaube in Goa gemacht. Die ehemalige portugiesische Kolonie war eine angenehme Abwechslung zu den hektischen Großstädten.

Nach meinem ersten Aufenthalt in Indien hatte ich 2014 erneut die Möglichkeit, für sechs Monate in Hyderabad zu leben und dort in einem indischen Projektteam mitzuarbeiten. Meine berufliche Zukunft sehe ich auch weiterhin in internationalen Projekten. Die Zusammenarbeit über mehrere Kontinente, Zeitzonen und Kulturen hinweg fordert mich auch nach drei Jahren noch täglich heraus. Und auch heute merke ich immer wieder, was für ein großer Vorteil es ist, die indischen Strukturen und die indische Mentalität besser zu kennen.

Indien

Landesinformationen:
Größe: 3,3 Mio. qkm
Einwohner: 1,2 Mrd. (Volkszählung 2011)
Hauptstadt: Neu-Delhi (13,8 Mio. Einwohner)
Klima: Durchschnittstemperatur in Neu-Delhi: Januar 21°C/Juli 35°C
Landessprache: Es werden über hundert Sprachen gesprochen, Amtssprachen sind Hindi und Englisch.

Währung:
Indische Rupie (INR)
1 Euro = 70,3 INR (Stand: 25.2.2015)

Flugdauer Direktflug:
Frankfurt/Main – Neu-Delhi:
circa 8 Stunden
Kosten: circa 600 Euro

Essen:
Die indische Küche zeichnet sich durch ihre regionale Vielfalt aus. Sie ist außerdem für ihre zahlreichen Gewürze und scharfen Saucen bekannt. Beliebte Gerichte sind Ziegen- und Lammfleischgerichte sowie gefüllte Teigwaren, die Samosas.

Zeitverschiebung
LGMT +5:30 Stunden

Einreisebedingungen:
Deutsche Staatsbürger brauchen einen Reisepass und ein Visum, das zuständige indische Auslandsvertretungen ausstellen. Seit Ende 2014 können deutsche Reisepassinhaber bei Ankunft in Indien unter bestimmten Voraussetzungen zusätzlich eine Elektronische Reiseerlaubnis („Electronic Travel Authorization“ – ETA), ein spezielles Touristenvisum, erhalten. Dies berechtigt zur einmaligen Einreise für einen Reisezeitraum von bis zu 30 Tagen.