Karriereleiter: Verwaltungsstation

Foto: Fotolia/auremar
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Auf dem Weg zum Partner einer Kanzlei müssen junge Juristen nach dem ersten Staatsexamen zunächst mehrere Stationen im Referendariat durchlaufen. Zu den Pflichtstationen gehört auch die Verwaltungsstation. Anke Krause absolvierte diese Station bei der IHK Berlin. Von Anke Krause, Rechtsanwältin bei Linklaters in Frankfurt

Entgegen dem zum Teil doch weit verbreiteten Bild von staubigen Bergen von Bescheiden bietet die Verwaltungsstation auch die Möglichkeit, über den verwaltungsrechtlichen Tellerrand hinauszublicken. In Berlin, wo ich mein Referendariat gemacht habe, schließt sich die Verwaltungsstation als dritte Station an die Zeit bei der Staatsanwaltschaft an und dauert drei Monate, die man bei der Behörde seiner Wahl verbringt. Da die Ausbildungsbehörde frei gewählt werden kann, stehen den Referendaren in Berlin unter anderem aufgrund der Bundesministerien vielfältige Möglichkeiten offen, sich nicht nur mit „Standardklausurstoff“ zu beschäftigen.

Ich habe mich für eine Station in der Rechtsabteilung der IHK Berlin entschieden, wo ich im Justiziariat eingesetzt wurde und so die Möglichkeit hatte, über das klassische Verwaltungsrecht hinaus in die Arbeit der Kammer hineinzuschnuppern. Neben dem Verwaltungsrecht liegen die Schwerpunkte der Arbeit der Rechtsabteilung im Handels- und Gesellschaftsrecht, Gewerbe- und Steuerrecht, Vertragsund Wettbewerbsrecht sowie im Arbeitsrecht. Diese lange Liste zeigt schon, wie vielfältig die Arbeit auch für die Referendare ist. Neben der Vertretung der IHK in verwaltungsgerichtlichen Prozessen (insbesondere bei Prüfungsanfechtungen) ist die Arbeit vor allem durch die Interessen der Mitgliedsunternehmen geprägt. So gehört es neben dem Entwerfen von Schriftsätzen auch zu den Aufgaben der Referendare, Merkblätter zu aktuellen Rechtsthemen mit Unternehmensbezug zu erstellen, wie zum Beispiel zu steuerrechtlichen Neuerungen, AGBThemen, Gewährleistungsrechten oder Gesellschaftsgründungen. Dazu kommt die telefonische und schriftliche Beantwortung von Anfragen der Mitglieder – sei es zu den rechtlichen Rahmenbedingen des Crowdfunding, zu den Folgen eines Ausfalls von Gesellschaftern oder dem Umgang mit sogenannten Adressbuchschwindlern. Gelegentlich kommen auch Anfragen von Handelskammern aus dem Ausland, beispielsweise zu den unterschiedlichen Haftungsverhältnissen einzelner Gesellschaftsformen.

Neben diesen rein rechtlichen Themen ist die IHK auch an der Schnittstelle von Politik und Wirtschaft tätig und beteiligt sich an der Diskussion um gesetzgeberische Initiativen und der Gestaltung von rechtlichen Rahmenbedingungen für die Mitgliedsunternehmen. Neben Recherchen zu aktuellen Entwicklungen habe ich in diesem Rahmen zum Beispiel auch Veranstaltungen mit Vertretern von Politik und Wirtschaft vorbereitet. Ich habe meine Verwaltungsstation als insgesamt sehr abwechslungsreich und kurzweilig empfunden. Gerade wenn die Interessen eher abseits von klassischen Verwaltungsbescheiden liegen, bietet die Arbeit bei den Industrie- und Handelskammern eine gute Alternative für die von manchen vielleicht als sehr trocken empfundene Verwaltungsstation.

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Weitere Berichte zu Referendariatsstationen finden sie bei uns unter:
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